In den darauffolgenden Tagen lag Frido nur im Bett. Er fühlte sich gar nicht gut. Aber Storchi kümmerte sich ganz lieb um ihren Frido. Sie kochte ihm Kamillentee, machte ihm eine gesunde Suppe und las ihm seine Lieblingsgeschichten vor.
Mittlerweile sah Frido wieder ziemlich gesund aus und Storchi sagte: „Du Frido, willst du nicht mal langsam wieder versuchen aufzustehen?“ „Oh nein!“, sagte Frido. „Mir geht es noch gar nicht gut. Kannst du mir bitte wieder eine Geschichte vorlesen?“ „Aber du siehst doch wieder ganz frisch aus!“, antwortete Storchi. „Nein, mir geht es wirklich ganz mies. Los, bitte lies mir jetzt eine Geschichte vor“, stöhnte Frido.
Das war Storchi nicht ganz geheuer. Sie hatte das Gefühl, dass Frido die Situation für sich ausnutzt. Deshalb las sie ihm keine Geschichte vor, sondern ging in die Küche und begann fleißig zu werkeln: Sie schmiss den Ofen an, sie mischte, sie rührte und eine halbe Stunde später hörte man, wie sie die Spülmaschine einräumte. Das war auch der Moment, in dem plötzlich Frido in der Küche auftauchte. Als Storchi ihn sah, sagte sie: „Das ist aber eine Überraschung! Herr Frido ist aufgestanden. Wie ist das denn möglich? Es geht ihm doch soooooo mies!“ „Ist ja schon gut“, antwortete Frido. „Du hast mich ertappt, aber ich liebe es einfach so sehr, wenn du mir Geschichten vorliest.“ „Ach Liebling, dafür musst du dich doch nicht absichtlich krankstellen, vielmehr solltest du dich freuen, dass es dir wieder besser geht. Ich lese dir doch auch so gerne Geschichten vor.“ Frido umarmte seine Storchi. Dabei flüsterte er ihr ins Ohr: „Aber weißt du, was ich noch viel mehr liebe?“ „Ich kann es mir schon denken“, erwiderte Storchi, „aber sag du es mir!“ „Den Kuchen, der da im Ofen ist. Mmmhhhh, der Duft hat sich ja schon im ganzen Haus verteilt. Einfach himmlisch!“, schwärmte Frido. Storchi sah ihn dabei schmunzelnd an und sagte: „Ich wusste schon, wie ich dich aus dem Bett kriege.“
Während die beiden ihren Lieblingskuchen aßen und ihre neuen Abenteuer planten, hörten sie plötzlich ein lautes Bellen: Wuff Wuff Wuff „Hast du das auch gehört?“, fragte Storchi. „Ja! Es hört sich so an, als käme es aus dem Garten.“ Frido und Storchi gingen sofort in den Garten, um nachzuschauen. Und Tatsächlich! Vor ihnen stand ein süßer, brauner Haushund. „Na, wer bist du denn?“, sagte Frido. „Und wo kommst du eigentlich her?“ Daraufhin fing der Hund an zu jaulen und wedelte dabei kräftig mit dem Schwanz. „Ach, wenn er doch nur sprechen könnte, wie wir Klassentiere“, sagte Storchi, während sie ihn auf ihren Flügel nahm. „Er könnte uns alles erzählen: Wie er hier hingekommen ist, wo sein zu Hause ist und noch vieles mehr.“ Frido schaute sie dabei ganz misstrauisch an und sagte: „Weißt du was ich glaube? Unsere Freunde haben uns nicht nur eine Hundehütte gebaut, damit wir uns irgendwann mal einen Hund kaufen können, sondern sie haben uns direkt einen Hund dagelassen.“ „Aber, aber…“, schaffte es Storchi nur zu stottern, da wurde sie schon von Frido unterbrochen: „Nichts aber, dieser Hund gehört jetzt zu uns und wir werden uns um ihn kümmern.“ „Aber glaubst du, dass wir auch wirklich gute Hundeeltern sind?“, schaffte es Storchi jetzt zu sagen. „Wir haben es nicht mal bemerkt, dass wir die ganze Zeit einen Hund in unserem Garten haben.“ „Wenn wir es schaffen, uns um 24 Kinder in der Schule zu kümmern, werden wir doch wohl mit einem Hund fertig“, murmelte Frido. „Da hast du auch wieder recht“, sagte Storchi.
Frido und Storchi gingen mit ihrem neuen Hund Pluto (so nannten sie ihn) spazieren. Sie kamen an einer großen Wiese vorbei. Dort verrichtete Pluto zuerst sein Geschäft, doch dann fing er plötzlich ganz wild an zu buddeln. „Schau mal, Storchi! Was macht der da?“ „Keine Ahnung!“, sagte sie ganz nervös. „Jetzt hör auf damit Pluto, wir wollen weitergehen!“ Aber Pluto war nicht mehr zu stoppen. Er buddelte und buddelte und buddelte. „Ich hab`s!“, rief Frido ganz aufgeregt. „Irgendwo hier muss ein Schatz versteckt sein. Los, helfen wir ihm!“ „Aber wie sollen wir das machen?“, rief Storchi. „Wir können doch nicht mit unserem Schnabel graben.“ „Du wartest hier!“, sagte Frido. „Ich bin gleich wieder da.“ „Wo willst du denn hin?“, rief Storchi noch hinterher, aber Frido war schon weg.
Zehn Minuten später kehrte er mit zwei Spaten zurück. Pluto hatte mittlerweile aufgehört zu buddeln. Aber dafür begannen jetzt Frido und Storchi zu graben. Sie waren nicht mehr zu stoppen, denn sie wollten unbedingt den Schatz finden. „Da! Siehst du es?“, rief Frido. „Da glitzert etwas Silbernes. Das muss der Schatz sein.“ „Ja, ich kann es auch sehen!“, freute sich Storchi. Aber dann bekam sie ein trauriges Gesicht und sagte: „Das ist doch nur ein alter Handspiegel. Das hat doch mal gar nichts mit einem Schatz zu tun.“ Frido wurde richtig wütend: „Das soll der Schatz sein? Dafür haben wir uns so sehr angestrengt? Das kann doch wohl nicht wahr sein!“
Enttäuscht gingen die beiden mit ihrem Hund Pluto, zwei Spaten und einem Handspiegel nach Hause. Sie waren sehr erschöpft und ruhten sich auf dem Sessel aus. Dabei schauten sie gemeinsam in den Handspiegel. Und während sie so schauten, sagte Storchi plötzlich ganz erstaunt: „Jetzt habe ich den Schatz entdeckt?“ „Wie, du hast den Schatz entdeckt? Wir wissen doch beide, dass das nur ein alter, blöder Handspiegel ist!“, sagte Frido. „Nein Frido! Nicht der Spiegel, sondern das was in dem Spiegel drin ist.“ „Wie, was in dem Spiegel drin ist? Das ist doch nichts Wertvolles. Das ist doch nur Glas oder so!“ „Nein, nein! Das was darin zu sehen ist, wenn du hineinschaust.
Frido schaute in den Spiegel. Dabei wurde er plötzlich ganz ruhig und brachte keinen Ton mehr heraus. Jetzt hatte auch er den Schatz entdeckt …