Als Frido ins Wohnzimmer kam, lag Storchi eingeigelt auf dem Sofa. Sofort setzte er sich zu ihr, legte ihren Kopf vorsichtig auf seinen Schoß und streichelte sanft über ihren Schnabel. „Was ist denn los mit dir?“, fragte Frido besorgt. Storchi gab keine Antwort, stattdessen spürte Frido, dass eine dicke Träne über ihren Schnabel rollte. Er nahm Storchi in seinen Flügel und hielt sie einfach nur fest. Nach einer Weile des Haltens, begann sie langsam zu reden: „Du weißt doch, wie gerne ich nähe? Jetzt, da man nur noch FFP2 Masken tragen darf, kann ich keine eigenen Stoffmasken mehr nähen. Dabei habe ich es so gerne gemacht. Schon wieder rollte eine noch viel dickere Träne ihren Schnabel herunter. „Aber Liebling“, sagte Frido mitfühlend, „lass uns doch versuchen, nach vorne zu schauen. Es ist doch so, dass wenn sich eine Tür schließt, sich dafür eine Neue öffnet.“ „Wie meinst du das?“, fragte Storchi. „Na, dass sich für dich eine neue Gelegenheit ergeben wird, etwas zu nähen. Und ich weiß auch schon was. Bald ist doch Karneval, deine Lieblingszeit. Was hältst du davon, wenn du uns neue Kostüme nähst?“ „Oh ja, das mache ich liebend gerne“, freute sich Storchi.
Als Storchi um drei Uhr nachts alle Kostüme genäht hatte, rannte sie ganz aufgeregt ins Schlafzimmer. Frido war schon längst im Land der Träume, doch Storchi rüttelte ihn wach. „Ich habe alle Kostüme umsonst genäht“, sagte sie ganz verzweifelt. „Wir haben doch Corona und können gar kein Karneval feiern.“ „Weiß du, wie spät es ist?“, gähnte Frido ganz verschlafen. „Und außerdem hast du mich aus meinem Traum gerissen. Ich habe von unserer Karnevalsparty geträumt.“ „Aber wie ist das möglich? Wir haben doch Corona“, entgegnete Storchi. „Wenn du das Licht ausmachst, schaffe ich es vielleicht noch, den Traum weiterzuträumen. Und du weißt doch – Träume sind dazu da, damit sie wahr werden.“ Da überlegte Storchi nicht lange. Sofort knipste sie das Licht aus und legte sich zu Frido ins Bett. Es dauerte nicht lange, da schlummerte auch sie tief und fest.
Am nächsten Morgen wachte Frido sehr früh auf. Er ging in die Küche, machte sich einen Kaffee und dankte für den neuen Tag. Um seinen Traum wahr werden zu lassen, musste er etwas tun, wovor er sich schon sehr lange gedrückt hat. Aber es führte kein Weg daran vorbei, denn er hatte es Storchi versprochen. Er ging in die Garage, die mit sämtlichen Gegenständen vollgestellt war. Es war zum Verzweifeln – ein Durchkommen war unmöglich. Um die Flamingo-Storch-Karnevals-Garagen-Party feiern zu können, so wie er es geträumt hatte, musste er die komplette Garage ausräumen. Bei der Gelegenheit trennte er sich von vielen Gegenständen, an denen er schon viel zu lange festgehalten hatte und entsorgte sie. Das war ein gutes Gefühl.
Als Storchi um die Mittagszeit aufwachte, ging sie auf den Balkon, schnappte frische Luft und reckte und streckte sich. Dabei hatte sie einen guten Blick auf die Garage und konnte nicht glauben, was sie sah. Sofort rannte sie runter zu Frido, der gerade dabei war, die Garage zu schmücken. Storchi war sprachlos. Eine aufgeräumte Garage war schon immer ihr Traum gewesen, der sich jetzt erfüllt hatte. Und als I-Tüpfelchen gab es die tollste Flamingo-Storch-Karnevals-Garagen-Party.