Frido ging in den Keller und kehrte mit zwei Seilen und einem langen Brett wieder zurück. Es dauerte nicht lange, da hatte er mithilfe des großen Baumes im Garten eine Schaukel gebaut. Es war genau die Stelle, an der vor ein paar Stunden noch der Korb mit den Eiern stand. Die beiden setzten sich auf die Schaukel und redeten kein Wort miteinander. Sie schauten einfach nur in den Himmel. Dabei entdeckten sie Sternenbilder, die sie noch niemals zuvor gesehen hatten. Ganz leise flüsterte Storchi: „Schau mal Frido, siehst du auch das Sternenherz?“ Nachdem Frido es auch entdeckt hatte, wurde ihm plötzlich ganz warm ums Herz und seine Flamingo-Federn stellten sich ganz sanft auf, von der Gänsehaut, die er bekam.
Um kurz vor Mitternacht sagte er dann: „Es ist Zeit, dass wir schlafen gehen. Morgen warten viele neue Abenteuer auf uns.“
Als Storchi am nächsten Morgen wach wurde, schreckte sie auf und rief ganz aufgeregt: „Oh nein, oh nein, oh nein! Was sind wir nur für Eltern?“ Frido war noch im Tiefschlaf, doch davon wurde auch er wach. „Warum machst du dir denn schon wieder Vorwürfe?“, fragte er mit ganz verschlafener Stimme. „Naja“, sagte Storchi, „wir haben ganz vergessen, unseren Kindern Namen zu geben!“ Daraufhin umflügelte Frido sie ganz sanft und sagte: „Aber was spielt das schon für eine Rolle? Gestern war so ein aufregender Tag, da kann das schon mal passieren. Dafür geben wir ihnen heute die schönsten Namen der Welt.“
Es dauerte gar nicht lange, bis sie sich die schönsten Namen der Welt für ihre Kinder überlegten. Sie waren sich sehr schnell einig: Ihre Kinder sollten Filo, Fanni und Flori heißen.
Die Kinder schliefen noch tief und fest, also nutzten Frido und Storchi die Gelegenheit, in ihr Atelier zu gehen. Sie begannen fleißig zu werkeln. Frido bastellte ein Türschild für das Kinderzimmer mit den schönsten Namen der Welt. Währenddessen stichelte und stichelte es ordentlich. Das Stichelgeräusch kam von Storchis Nähmaschine. Sie nähte Schlabberlätzchen. Auch darauf standen die schönsten Namen der Welt.
Gerade als sie das Schild an der Kinderzimmertür befestigten, hörten sie alle Kinder im Chor rufen: „Wir haben Hunger!“ Frido und Storchi holten ihre Kinder aus den Wiegen und gingen mit ihnen ins Wohnzimmer. Dort bekam jeder sein eigenes Schlabberlätzchen und auch die Fläschchen standen schon bereit. Jetzt gab es kein Halten mehr. In Windeseile schlabberten sie ihr Fläschchen leer. Nur bei Filo dauerte es etwas länger, da Frido und Storchi schon mit zwei Kindern alle Flügel voll zu tun hatten. Sie musste sich ihr Fläschchen selbst holen.
Nach dem Essen gingen die Kinder zum Spielen in den Garten. Frido und Storchi blieben noch eine Weile im Wohnzimmer sitzen und beobachteten sie durch das große Fenster. „Du Storchi“, sagte Frido, „findest du es nicht auch wichtig, dass wir den Kindern unsere Wurzeln zeigen?“ „Bist du denn verrückt geworden?“, entgegnete Storchi. „Wir können doch nicht den ganzen Garten umgraben. Und wozu soll das überhaupt gut sein?“ „Ich meine doch nicht die Wurzeln der Pflanzen aus unserem Garten, du Knalltüte! Ich meine unsere Herkunft – du bist in Polen aufgewachsen und ich in Afrika.“ „Ach, diese Wurzeln meinst du“, schmunzelte Storchi. Nach einer kurzen Stille fragte sie ganz aufgeregt: „Wollen wir gleich beginnen und morgen nach Afrika fliegen?“ Frido schaute mit großen Augen in die Ferne und flüsterte: „Ja, das wird ein Abenteuer!“